Alfred-Adler-Institut Nord

AKZENTE DER INDIVIDUALPSYCHOLOGIE – EIN HISTORISCHER UND THEORETISCHER RÜCKBLICK

Die Individualpsychologie entwickelte sich in der Auseinandersetzung Alfred Adlers mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Statt der Triebe, insbesondere der Sexualität, als Organisator der menschlichen seelischen Entwicklung nahm Adler die Gefühle des Menschen als wesentlich für die seelische Dynamik an und formulierte auf dieser Grundlage eine ganzheitliche und sozial bezogene Psychologie, deren Wurzeln in frühen Interaktionserfahrungen zu suchen sind, mit denen der Mensch schon als Kind einen unbewußten, fortwirkenden Lebensstil entwickelt. Mit der Bestimmung der Gefühle als einer formenden Kraft der seelischen Entwicklung wurde Adler quasi zum ersten Ich-Psychologen, nahm aber auch wesentliche spätere Entwicklungen der Psychoanalyse vorweg. Beispielhaft sind zu nennen die Narzißmus-Theorie eines Heinz Kohut sowie auch Grundannahmen der Objektbeziehungstheorie z. B. eines Otto Kernbergs. Dabei ging es Adler stets um einen erfahrungsnahen, möglichst allgemeinverständlichen Stil seiner Abhandlungen, zudem aber auch darum, Verdinglichungen des Seelischen zu vermeiden; Adler sah das Seelische als eine mehrfach bestimmte Bewegung mit dem Ziel der Einheitlichkeit (=Individualität) der Persönlichkeit. Durch die Auseinandersetzung mit der Triebtheorie der Psychoanalyse entstand insofern zunächst eine kontrastierende, tiefenpsychologische Theorie. Vor dem Hintergrund dieser Kontrastierung gelang es erst seit ungefähr den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, polarisierende Positionen aufzugeben und neuere Erkenntnisse der zeitgemäßen Psychoanalyse zu integrieren. Bei aller inzwischen wahrzunehmender Nähe zwischen moderner Psychoanalyse und zeitgemäßer Individualpsychologie blieben dennoch unterscheidende Akzente bestehen und können einen Keim bilden für die Identitätsbildung angehender PsychoanalytikerInnen / IndividualpsychologInnen. Stichwortartig sind zu nennen: die Ganzheitlichkeit (also die Unteilbarkeit) im eigentlichen Vollzug des Seelischen, dessen Zielbestimmtheit (Finalität) und sein stetiger Bezug zur mitmenschlichen (sozialen) Wertigkeit, mithin seine Orientierung am von Adler so bezeichneten Gemeinschaftsgefühl. Davon abgeleitet werden theoretische Begriffe des Minderwertigkeitskomplexes und der Kompensation verständlich, womit – auch krankheitswertige – Auswirkungen unterschiedlicher, sogenannter privatlogischer Entwicklungen untersucht werden können. Als Theorie des sozialen Miteinanders war die Individualpsychologie von Beginn an eine zudem prophylaktisch und pädagogisch orientierte Psychologie, so dass auch z. B. die Tradition von Erziehungsberatungsstellen wesentlich auf den Arbeiten von Alfred Adler und seinen MitarbeiterInnen fußt.

DAS ALFRED-ADLER-INSTITUT-NORD IN DELMENHORST

entwickelte sich in dieser Tradition mit seiner Gründung 1975 aus einem regionalen Arbeitskreis. Das AAIN ist vom Niedersächsischen Landesprüfungsamt für Heilberufe als Ausbildungsstätte gemäß § 6 PsychThG für die Ausbildung von Diplom-Psychologen und Absolventen eines Masterstudienganges Klinische Psychologie zum Psychologischen Psychotherapeuten in den sogenannten Vertiefungsverfahren tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie staatlich anerkannt. Das AAIN ist außerdem von der Landesärztekammer Niedersachsen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für die Weiterbildung von Ärzten in der analytischen Psychotherapie und davon abgeleiteten Verfahren ermächtigt, sowie als Ausbildungsstätte der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e. V. (DGIP) und der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie e. V. (DGPT) zugelassen. Im Rahmen seiner curricular organisierten Aus- und Weiterbildung, die mindestens 5 Jahre umfasst, werden auch Patienten und Patientinnen ambulant psychotherapeutisch an der poliklinischen Institutsambulanz des AAIN unter regelmäßiger Supervision behandelt.

Das AAIN bildet ferner Menschen aus psychosozialen Berufen in den Bereichen Beratung, Supervision und Coaching aus, die ihre berufliche Tätigkeit (Lehramt, Sozialpädagogik u. a.) mit Kenntnissen und methodischen Erfahrungen aus dem Bereich der Individualpsychologie vertiefen und erweitern wollen. Zu diesem Zweck hat das AAIN die 'Arbeitsgemeinschaft Individualpsychologische Beratung' (AGIB) gegründet, die das Curriculum, die erforderliche Selbsterfahrung und die Supervision ebenso organisiert wie der Unterrichtsausschuss, die Lehranalytikerkonferenz und die Dozentenkonferenz des AAIN es für die Aus- und Weiterbildung der Psychotherapeuten vornehmen.

Nähere Informationen erhalten Sie auf der website des AAIN: http://www.aain-delmenhorst.de